Deutscher Freidenker-Verband e.V., Landesverband Sachsen-Anhalt

Zwei offene Fragen zum NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999

Zum Krieg von 1999 scheint viel geschrieben worden zu sein. Doch zwei wichtige Fragen werden gar nicht gestellt, geschweige denn beantwortet. Ihnen nachzugehen, führt auf einen wichtigen Mechanismus psychologischer Kriegsführung.

Im Krieg der NATO gegen Jugoslawien vom 24.März bis zum 10. Juni 1999 zerstörte die Luftabwehr der Armee Jugoslawiens über 300 Flügelraketen, mehr als 70 Kampfflugzeuge, über 70 Drohnen und fünf Hubschrauber der NATO. Dies sind die Angaben der jugoslawischen Armee. Andere Angaben gibt es nicht. Die NATO hat niemals offizielle Zahlen veröffentlicht, weil das den Nimbus ihrer Stärke unterminierte. Ihre Medien suggerierten, die NATO habe überhaupt keine Verluste zu verzeichnen gehabt. „Widerstand ist zwecklos“ versuchte und versucht die NATO-Propaganda in die Köpfe zu hämmern.

Wenn wir konstatieren, daß die NATO lügt, so stellt sich dennoch die Frage, wo die Piloten der vielen abgeschossenen NATO-Kampfflugzeuge abgeblieben sind. Dies ist die eine offene Frage.

Gibt man die jugoslawischen Zahlen zu den NATO-Verlusten an, schlägt einem auch bei NATO-Gegnern Unglauben entgegen: Wo sind die Piloten?

Der ehemalige Vorsitzende der jugoslawischen Esperanto-Liga Zivorad Jevtic, zur Zeit des Krieges Gewerkschafter in der Crvena-Zastava-Automobilfabrik im serbischen Kragujevac, berichtet folgendes: In einer Halle des Werkes quartierten sich während der Bombardierungen Arbeiter ein, um gemäß Mira Markovics zweifelhafter Idee „unsere Fabrik mit unseren Körpern zu schützen“. Anders formuliert: Wenn die NATO unser Werk vernichtet, dann muß sie uns mit vernichten.

Dasselbe geschah auf den Brücken, auf denen während der Bomabardierungen regelrechte Volksfeste abhgehalten wurden.

Doch weiter Jevtic: Eine Woche, bevor die NATO die Roten-Fahne-Werke (so die deutsche Übersetzung des Kragujevacer Fabriknamens) angriff, weilte eine internationale Delegation im Werk, die gewiß von NATO-Agenten penetriert war. Sie besichtigte alle Räume und konnte genau definieren, wo sich der Platz befand, an dem die Arbeiter sich aufzuhalten pflegten.

Dann kam der Abend des Angriffs. Entgegen der Gewohnheit kam über den Betriebsfunk die Durchsage, daß der Beginn des Abendessens sich wegen technischer Probleme um eine halbe Stunde verzögere. Dann nochmals eine halbe Stunde und noch eine. Als dann alle Beschäftigten beim Abendessen in der Kantine saßen, schlug eine Flügelrakete genau in den Hallenteil ein, der den Werktätigen als Kriegs-Unterkunft diente. Es gab kein einziges menschliches Opfer.

Zufall?

Eher nicht, denn es ließ sich beobachten, wie Brücken, auf denen die Menschen feierten, eine halbe Stunde vor deren Bombardierung eiligst von der Polizei geräumt wurden. Das ehemalige Bundesinnenministerium (zur Zeit des Krieges zum serbischen Innenministerium gehörig), gelegen an der Knez-Milosa-Straße in der Nähe des Europastraßenverkehrsknotens, wurde dreimal bombardiert. In der Nacht vor der ersten Bombardierung wurde es eiligst evakuiert, nachdem es zuvor normal weitergearbeitet hatte.

Wenn es größere Opfermengen gab, so dort, wo der Angriff nicht durch Flügelraketen mit fest einprogrammierten Zielen erfolgte, sondern sich quasi im Rahmen der Kampfhandlungen ergab. Überliefert ist dies durch die Mitschnitte der Gespräche zwischen AVACS-Kommandozentrale und den Piloten, die zwei Eisenbahnzüge und einen albanischen Flüchtlingstreck unter Feuer nahmen, seitens der jugoslawischen Luftabwehr.

Hier stellt sich also die zweite Frage: Woher kannte die jugoslawische Seite Orte und Zeitpunkte der fest programmierten Angriffe?

Der Gedanke liegt nahe, es habe ein geheimes Abkommen gegeben, vielleicht im Rahmen der Gespräche zwischen Slobodan Milosevic und Richard Hoolbroke, mittlerweile beide tot. Das Abkommen könnte beinhaltet haben: Die NATO teilt Jugoslawien die geplanten Ziele mit, dafür erhält sie alle abgeschossenen Piloten, ob tot oder lebendig.

Diese These hat mehr für sich, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Insbesondere die heftige Zensur, die die NATO auf ihrem Territorium gegen Faktenwiedergabe übt, die auf diese These hinzielt, sollte stutzig machen.

Beispiele:

Der französische General Pierre-Henri Bunel wurde 2001 dafür verurteilt, der jugoslawischen Armee die Angriffsziele mitgeteilt zu haben. Hat jemand mitbekommen, daß Bunel vor Gericht aussagte, er habe dies im Auftrag der französischen Regierung getan?

Am Tag 1 der Bombardierungen meldete der ARD-Korrespondent aus dem italienischen Aviano sieben abgehende Tornado-Kampfflugzeuge, nur sechs seien zurückgekehrt. Die NATO dementierte jegliche Verluste.

Am 27.März 1999 wurde ein F117a-“Tarnkappen“-Bomber von der jugoslawischen Luftabwehr abgeschossen. Während die Bilder der zerstörten Infrastruktur breit im deutschen Fernsehen gezeigt wurden, während auch die Flugzeugtrümmer den Weg ins Fernsehen des Aggressors fanden, blieb völlig unerwähnt, daß das serbische Fernsehen am selben Aufnahmen der beiden abgeschossenen und gefangengenommenen Piloten sendete. Was geschah mit denen? In der serbischen Öffentlichkeit entstand der Eindruck, diese Piloten hätten wegen der NATO-Drohung mit Flächenbombardements freigelassen werden müssen. (Dies ist im wesentlichen die hier dargelegte These.)

Griechische Patrioten veröffentlichten Aufnahmen, wie die NATO heimlich Särge von US-Soldaten während des Krieges über Griechenland abtransportiert. Woher kamen dies Leichen?

Quellen des Autors dieses Artikels innerhalb der NATO behaupten allen Ernstes, es habe während des NATO-Luftkrieges gegen Jugoslawien NATO-Transportflugzeuge gegeben, die „aus humanitären Gründen“ auf dem Territorium der BR Jugoslawien gelandet seien! Haben sie dort abgeschossene Piloten abgeholt?

Gegen Ende des Krieges gerieten drei britische Soldaten eines Kommandos in Gefangenschaft, welches am Boden Ziele markierte. Dies waren keine Piloten. Die jugoslawische Seite veröffentlichte Bilder der Täter. Daraufhin kam es zum einzigen Flächenbombardement des Krieges gegen eine Wohnsiedlung in Aleksinac. Slobodan Milosevic lenkte sofort ein, ließ die Verbrecher ohne erkennbare Gegenleistung frei und übergab sie einem Pastor aus den USA.

Für diesen dubiosen Vorgang gibt es außer der genannten These keine dem Autor dieser Zeilen bekannte rationale Erklärung.

Die einzige Person, die bisher für die NATO-Angriffe in Haft kam, ist Dragoljub Milanovic, zum Zeitpunkt des Angriffes Direktor des serbischen Staatsrundfunks RTS. Das nach Milosevics Sturz von der NATO eingesetzte serbische Marionettenregime verurteilte ihn, weil er vom geplanten Angriff in der Nacht des 23.4.1999 vorab informiert gewesen sei, ohne die 16 Mitarbeiter zu evakuieren, die dabei zu Tode kamen. Der unterstellte Sachverhalt ist unwahrscheinlich, doch woher nahm das Djindjic-Regime die Behauptung, bestimmte hochrangige serbische Persönlichkeiten hätten Ort und Zeitpunkt der NATO-Angriffe gekannt?

Zweifel an der hier erstmals schriftlich formulierten These eines Geheimabkommens zur (fragwürdigen) Humanisierung des Krieges von 1999 sind verständlich. Jedoch: Bevor keine bessere Antwort auf die oben formulierten zwei offenen Fragen vorliegt, haben wir nur diese eine Erklärung.

Witold Fischer

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