Gedanken zu einem Text, per E-Mail erhalten
Ein E-Mail wurde zugesendet, in diesem die Harmlosigkeit eines Textes zum Reformationsjubiläum 2017 auf diesen Seiten angesprochen und auf einen Text verwiesen, welcher sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt. Da im E-Mail angesprochener Text das Thema Reformationsjubiläum zur Diskussion stellt und der mit E-Mailverweis erhaltene Text als ein Beitrag zur Diskussion zu betrachten ist, … hier einige Gedanken zum Text auf welchen verwiesen:
Danke für den Hinweis, allerdings kann ich dem Text inhaltlich nicht viel abgewinnen, außer das er Ausdruck für die Notwendigkeit einer entsprechenden Diskussion des Themas, wie sie im Text auf der Seite der Freidenker Sachsen-Anhalts angeregt werden soll, Nachdruck verleiht. (Auf hiesiger Seite findet sich ein weiterer Text zu Luther, welcher es verdient gelesen zu werden.)
„Kein Grund zum Feiern, eher zum nachdenken“, ist eine Überschrift welche gut gewählt, allerdings im Text sehr einseitig interpretiert und mit Inhalten hinterlegt. Zu fragen bleibt, für wem ist es kein Grund zu feiern, und warum? Für Atheisten, für Freidenker, für Katholiken, Evangelikalen, Hinz und Kunz, die Werbewirtschaft, dem Tourismus? Außer eines allgemeinen und oberflächlichen Rundumschlages gegen Luther ist leider wenige zu erfahren!
Allerdings wird dieses Jubiläum gefeiert, die Vorbereitungen laufen seit mindestens 10 Jahren, also muss es doch einen Grund geben! Diesen zu benennen macht Sinn, denn nur so ergibt sich eine Notwendigkeit sich des Themas anzunehmen, nicht um Luther zu feiern, oder in den Kanon allgemeiner Verklärung einzustimmen, sondern um einen Anteil zu erbringen, kritisch das Leben und Wirken Luthers zu werten, sich mit diesem Auseinanderzusetzen und die Folgen für spätere Entwicklungen zu erkennen und zu benennen! Luther in diesem Zusammenhang in Bausch und Bogen zu verdammen ist nicht hilfreich, genau sowenig wie ihn zu glorifizieren.
Der zweite Teil der Überschrift gibt die Richtung zwar vor und das nicht nur für die Kritiker Luthers, sondern ganz allgemein, denn es ist ein Grund zum Nachdenken, über die Person, die Zeit und vor allen über die gesellschaftlichen Umbrüche in dieser Zeit, ihre Ursachen und die Rolle welche Luther spielte!
Und wenn nachgedacht wird über dieses Thema, dann auch mit den Konsequenzen aus dieser Feststellung im Text: „Luther, der aus heutiger Sicht ein erster Untertan, ein barbarischer primitiver Volksverhetzer wäre.“ Wäre er dieses aus heutiger Sicht? Und wie sah es aus in der Zeit, in welcher er lebte? Wenn wir Luther und sein Werk betrachten, dann sollten wir die Umstände seines Lebens und die gesellschaftlichen Verhältnisse berücksichtigen in welche er hineingeboren, welche ihn prägten, sein Handeln bestimmten und welche er letztendlich auch beeinflusste, gestaltete, umgestaltet. Aus unserer heutigen Position heraus, mit unserem heutigen Wissen, mit unseren heutigen Maßstäben, gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigend, ist es leicht den Stab zu brechen, das ist kein Problem und kann jederzeit praktiziert werden, allerdings eine kritische, aufklärerische Betrachtungsweise sollte sich nicht von Fragmenten, Vorurteilen und Unterstellungen leiten lassen. Somit ist zu berücksichtigen, dass Luther aus „heutiger Sicht“ zwar einzuschätzen ist, aber nicht ohne den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit Rechnung zu tragen. Übrigens im erwähnten Werk von F. Engels sehr gut praktiziert, der erste Teil ist nicht umsonst mit: „Die ökonomische Lage und der soziale Schichtenbau Deutschlands“ überschrieben.
Das in diesem Zusammenhang die Rolle von Religion, ihre Aufgabe und Bedeutung im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess zu berücksichtigen ist, steht meines Erachtens außer Frage und das für vergangene, gegenwärtige und wenn wir wollen auch für zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen.
Der Beitrag, auf welchen Sie im E-Mail verwiesen haben, ist ein Beitrag zur Diskussion des Themas und zeigt wie notwendig eine solche Diskussion ist. So gesehen beeinflusst Luther selbst heute noch unser Denken und Handeln!
Mit freidenkerischen Grüßen
Thomas Loch