Zwei Autoren trafen sich – ein Ossi und ein Ami
Der Autor des im ThK-Verlages erschienenen Buches „Alles hat ein Ende auch die Marktwirtschaft“ , Dr.-Ing. Wolfgang Beck hat in Berlin den 96-jährigen Amerikaner Victor Grossman, Autor des Buches „Ein Ami blickt auf die DDR zurück“, getroffen. Ähnlich, wie viele DDR-Bürger kann Victor Grossman auf ein spannendes und bewegtes Leben zurückblicken. Bereits der Ausgangspunkt für dieses Treffen ist spannend, denn er beinhaltet die Frage, wie kommt ein Ami mit der DDR in Berührung und was verbindet ihn mit dem Autor. Sein Buch „Crossing the River“ berichtet von seinem Eintreffen in der DDR.
Als er 1952 als junger US‐Soldat Stephen Wechsler bei Linz in die Donau steigt, flieht er vor der Kommunistenverfolgung in den USA des Senators McCarthy. Sein Ziel ist die andere Seite des Flusses, die Welt hinter dem »Eisernen Vorhang«.
Sein neues Leben beginnt er mit einem neuen Namen:
– Victor Grossman in der DDR und wird: Transportarbeiter, Kulturleiter, Dreher, Lektor, Journalist. Er arbeitet beim Democratic German Report und bei Radio Berlin International, wird Leiter des Paul‐Robeson‐Archivs an der Akademie der Künste. Als freischaffender Journalist berichtet er in DDR‐Medien vor allem über die USA und auch dem Wirken der Truman-Doktrin.
Victor Grossman ist und bleibt garantiert der einzige Mensch mit Diplomen von der Harvard-Universität in Cambridge (USA) und der Karl‐Marx‐Universität in Leipzig (DDR).
Nach 1990 publiziert er weiter und informiert die Welt über Entwicklungen in Deutschland, auch mit einem Rückblick auf die DDR in dem Buch „Ein Ami blickt auf die DDR zurück“ analysiert Grossman mit analytischem Gespür das Zeitgeschehen..
Mit eine realistischen Blick eines fortschrittlichen US-amerikanischen Journalisten, eines weltoffenen Menschen wollte er im Gespräch mit mir erkunden, ob seine Denk- und Darstellungsweise in seinem Buch mit den Buch „Alles hat ein Ende auch die Marktwirtschaft“ im Einklang mit der damaligen Realität standen.
Dabei ging es ihm um die grundsätzlichen Zielrichtungen der DDR-Strategie und Entwicklung, denn die DDR wurde aus einer industriell schwach entwickelten Zone in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut. Auferstanden aus Ruinen, wie Hans Eisler es formulierte, der auch aus den USA mit seinem Bruder flüchten mussten. Sehr angenehm hat ihn berührt, dass die Altnazis im „Osten“ im Vergleich zur damaligen BRD keine Nährboden für ihre Ideologie mehr hatten und folglich auch keine Chancen. Die internationale Solidarität gehörte eben zur Staatsdoktrin. Victor Grossmann Jahrgang 1928, nannte es in unserem Gespräch so, die DDR hatte ein Herz für die Welt. Als er als Teilnehmer von den Jugendtreffen 1954 und 1973 berichtete, da leuchteten in unserem Gespräch seine Augen, zumal ich selbst 1973 Teilnehmer der Weltfestspiele war und seine Begeisterung nachvollziehen konnte.
Ebenso konnten wir gemeinsam übereinstimmend feststellen, dass die soziale Strukturen der DDR bis hin zur Bildung für damalige Maßstäbe, Spitzenpositionen im internationalen Vergleich darstellten. Kritische betrachtete er das Wirken und den Einfluss des westlichen Umfelds, was immer wieder wahnsinge Anstrengungen zum Erhalt des Friedens, des sozialen Friedens und des Lebensstandards in der DDR erforderte und mitunter auch überforderte. Das Mikroelektronikprogramm als Reaktion auf das Gemini – Programm der USA oder auch das Wohnungsbauprogramm führte als exemplarische Beispiele aus seinem Buch an.
Auch der oft erhobene „politische motivierte Zeigefinger“ der Staatspartei fand nicht seine uneingeschränkte Zustimmung und erzeugte bei ihm einen kritischen Blick. Dem konnte ich im Gespräch nur zustimmen. Insofern bestätigte mein Buch auch seine Sichtweise. Politiker jeder Couleur sind eben in gewisser Weise machtgierig.
Beindrückend in diesem Gespräch war für mich seine Prinzipienfestigkeit, die zutiefst humanistisch ausgerichtet war und ist. Er bekam 1994 seinen amerikanischen Pass zurück und blieb aber seiner seit 1952 angestammten Heimat und der Menschen in Ostberlin treu. Angebote unterschiedlichster Art, ob Geheimdienste oder Staatenzugehörigkeit lehnte er ab. Er blieb Amerikaner. Danken und gerührt hat er ein Exemplar meines Buches entgegengenommen. Er betonte, wie wichtig es ist, gerade in diesen Zeiten die Geschichte wach zu halten.
Als Gruß für mich schrieb er mir in sein Buch,
„für einen alten Kämpfer zur Erinnerung“ Vence Remos (span./portu.– wir werden gewinnen)
Victor Grossman“
So ging ein überaus interessantes von viel gegenseitigen Respekt geprägtes Gespräch zu Ende. Die Literaturfreunde Arnstadt und der ThK-Verlag werden durch Victor Grossman dem amerikanischen Markt ein Stück näher gebracht, denn er schreibt immer noch Bulletins.
Dr.-Ing. Wolfgang Beck