Es geht um eine Alternative zum gegenwärtigen gesellschaftlichen System.
Das Veranstaltungswochenende Ende April des Freidenker-Verbandes Sachsen-Anhalt ist Geschichte, es war interessant, die Veranstaltungen gut besucht und auch die Veranstaltung im Rahmen der Programmänderung mit Dr. Wolfgang Beck war sehr erhellend. Besprochen wurden seine Erinnerungen, welche er unter dem Titel: „Alles hat ein Ende – auch die Marktwirtschaft“, in einem Buch niedergeschrieben hat. Das Buch wurde eine Woche später in Wernigerode vorgestellt und ist gerade im Zusammenhang mit Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte interessant, die Diskussion war sehr belebend und informativ. Es ging um die Wirtschaft der DDR und ihre Entwicklung, es ging um die Gegenwart, um aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen in diesem Land und es ging um einen Ausblick auf die Zukunft.
Zum Veranstaltungswochenende* gäbe es einiges zu schreiben, die Veranstaltung zum 125 Geburtstag von Berthold Brecht war gut besucht, die Lesung am nächsten Tag war interessant und es entwickelte sich eine anregende Diskussion, die Themen der einzelnen Veranstaltungen waren gut miteinander zu verknüpfen und regten zu weiteren Gesprächen an. Also alles im allen ein sehr interessantes und informatives Wochenende, mit wechselnder Teilnehmerschaft.
Allerdings hier sei erst einmal auf die zusätzlich aufgenommene Veranstaltung verwiesen, wo es vordergründig um eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR gegangen, speziell der Phase ihres Untergangs und ihrer Übernahme mittels bundesdeutscher Politik. Ein wichtiges Thema, insbesondere da die Geschichte der DDR erst am Beginn einer Aufarbeitung steht und die jüngsten Entwicklungen in Europa und der Welt dieses im Interesse der Menschen erfordert. Viel wurde in den letzten Jahrzehnten zum Thema geschrieben und gelesen, auch viel progressives, welches allerdings nicht unbedingt populär, da medial unbedeutend vertreten und von einer wahren Flut imperialistischer Geschichtsverklärung und -erklärung überschwemmt und unterdrückt. Die Wirtschaft der DDR spielt in ihrer Bedeutung im allgemeinen keine Rolle, maximal als vorgeblich zurecht zerstörte, marode, unbedeutende Erscheinung. Nur wie war es wirklich, was ist Geschichte und was Geschichtsschreibung? In der Welt des Kapitals letzteres letztlich nur eine Ware*, ein Werkzeug zur Durchsetzung eigener Interessen und um diesem zu dienen wird sie manipuliert, verfälscht, so gedeutet, wie es dem zu erreichendem Zweck dienlich.
Doch die Wirtschaft der DDR stellt, wie die DDR selbst, eine Alternative zum kapitalistischen System da, sie war die Basis einer solchen. Wenn auch nicht perfekt, so wurden doch neue Wege beschritten, eine humanistische Gesellschaft aufzubauen, welche die allgemeinen Interessen der Menschen und nicht das Interesse der Kapitalbesitzenden in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Seins stellt.
Die DDR als Staatswesen gibt es lange nicht mehr, allerdings wird sie nach wie vor erbittert bekämpft, wieso?
Weil sie die einzige, in die Zukunft weisende Alternative zum kapitalistischen Sein verkörperte, den Sozialismus! Die DDR war eine deutsche, demokratische Republik, die Intensität des Kampfes gegen diesen Teil deutscher Vergangenheit, zeugt von der Lebensfähigkeit der Idee des Sozialismus, welche nicht totzuschweigen ist. Darum geht es, jede progressive Alternative zum Kapitalismus, auch wenn schlecht gemacht, gilt es aus den Köpfen der Menschen zu verdrängen, sie ist zu verurteilen, damit das bestehende System nicht in Frage zustellen*. Meist an Nebensächlichkeiten festgemacht, da grundsätzlich ihr nichts vorgeworfen werden kann, was gegen die allgemeinen Interessen der Menschen in der DDR gesprochen hätte, wird ausgeholt und die eigentlichen Vorteile des sozialistischen Systems verschwiegen und negiert. Es soll sich nicht kritisch mit der Vergangenheit auseinandergesetzt werden, sondern nur dem kapitalistischen Interessen entsprechend, so das sich Kritik in sentimentalisierter, pauschaler Verurteilung erschöpft.
Aber es ist Notwendig, notwendiger den je, sich kritisch nicht nur mit der Geschichte der DDR, sondern mit der Geschichte des Sozialismus im 20 Jahrhundert auseinanderzusetzen. Mit den Errungenschaften, welche es gegeben hat und von denen heute vieles Geschichte, für viele Menschen nicht mehr erreichbar, auch wenn notwendiger den je, insbesondere wenn aktuelle Entwicklungen berücksichtigt werden.
Das Buch, welches auch Gegenstand unseres Treffens und eine interessante Diskussion zeugte, die über drei Stunden dauerte, wurde, wie oben schon erwähnt, eine Woche später in Wernigerode offiziell vorgestellt, verkauft und so Gegenstand eines Berichtes in der jungen Welt* geworden. Es ist im gewissen Sinn ein Praxisbericht, der Bericht eines Zeitzeugen aus der Industrie, ergänzt durch eine umfangreiche Materialsammlung und verdient nicht nur aus diesem Grund Aufmerksamkeit. Die Ökonomie ist die Basis eines jeden gesellschaftlichen Seins, bestimmt somit auch das gesellschaftliche Bewusstsein der Menschen und so haben die ökonomischen Verhältnisse in der DDR das Bewusstsein der Menschen verschieden beeinflusst, was heute noch gut an den Folgen der damit verbundenen unterschiedlichen Sozialisierung in der DDR und der BRD am Handeln der Menschen zu sehen ist.
Heute leben wir in der Zeit des niedergehenden Imperialismus US-amerikanischer Prägung und Dominanz, aber nach wie vor auch in der Zeit des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn es in der Vergangenheit Rückschläge gegeben hat. So etwas ist in der gesellschaftlichen Entwicklung nichts neues, sondern eher normal. Kein gesellschaftliches System hat ein anderes abgelöst, ohne Rückschläge einstecken zu müssen. Geschichte ist genausowenig eine Einbandstraße, wie eine gradlinige Entwicklung, sie erfolgt zwar entsprechend der Grundgesetze der Dialektik, allerdings muss sich das Höhere immer gegen das Niedere erst durchsetzten, eine neue Qualität entsteht letztlich nur dann, wenn die sie bedingende Quantität vorhanden, genau wie erst eine entsprechende Qualität der Entwicklung eine neue Quantität hervorbringt und so muss ein Widerspruch ein bestimmtes Maß erreichen, um eine, seine Lösung zwingend hervorzubringen, wie zum Beispiel der Grundwiederspruch des Kapitalismus*.
Nur was hat das alles mit dem Buch zu tun? Ganz einfach, in ihm wird für und wieder aufgezeigt, es geht um Entwicklungen in der DDR, um wirtschaftliche und soziale, sowie um die Bedeutung der sozialistischen Wirtschaft und ihrer Potenziale. Es geht aber auch um gesellschaftliche Auseinandersetzungen in der DDR und es geht um Klassenkampf auf den verschiedensten Ebenen, national, regional, international. Es geht um die Auseinandersetzungen, um den Kampf der Systeme, könnte man sagen, es geht um den Kampf für gesellschaftlichen Fortschritt, in einer Zeit, wo der gesellschaftliche Rückschritt sich als solcher mehr und mehr entfaltet und manifestiert, es geht letztlich um die Zukunft der Menschheit und eine Alternative zum gegenwärtigen gesellschaftlichen System des Kapitals. Nicht was der DDR heute von den vermeintlichen Siegern in der Geschichte vorgeworfen, ist kennzeichnend für den Sozialismus in der DDR, sondern was bewusst verschwiegen und negiert wird.
Und eins hat die DDR der BRD voraus und dafür stehen die im Buch beschriebenen Veränderungen ebenfalls, im Zuge der Übernahme durch die BRD wurden die nun wieder gegründeten neuen Bundesländer weitestgehend deindustrialisiert. Eine Deindustrialisierung wie sie heute für die gesamte Bundesrepublik zu beobachten ist. Aber die Geschichte der DDR beginnt mit ihrer Gründung und mit dem Aufbau der Grundlagen für eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts. Sie ist also auch ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, eine missliche Lage zu überwinden und eine starke Volkswirtschaft aufzubauen.
Th. Loch